Fahrt zur Straßenbahn in Halle an der Saale am 25. April 2009

Bei der Abfahrt in Hannover wurden keine trügerischen Hoffnungen geweckt.
Im Gegensatz zum Besuch bei der Würzburger Straßenbahn im Jahr 2008 hielt das Wetter diesmal, was es am Morgen versprach.

Nach einer Fahrt im IC 2033 wurden wir um 10.15 h von einem Tatra-Großzug mit Personal der Straßenbahnfreunde Halle e.V. in der Unterführung am Hauptbahnhof in Empfang genommen. Der Zug aus TW 901, TW 931 und BW 101 brachte uns durch die Stadt zum Betriebshof Rosengarten.

Einige Tatra Wagen dienen in Halle noch als Betriebsreserve, viele Tatras wurden nach Arad in Rumänien abgegeben. Der Normalverkehr der HAVAG wird heute mit modernen Niederflurwagen abgedeckt.

Im Betriebshof Rosengarten hieß es umsteigen in den Museumszug aus dem 2-achs TW 6 in der satt gelbweißen Farbgebung der Kirnitzschtalbahn mit Gotha BW 506 im Schlepp. Mit dieser Nostalgiegarnitur bereisten wir große Teile des Streckennetzes.


Unser Startpunkt:
Die neue Haltestelle Halle Hbf
Der Tatra Großzug brachte uns zum Betriebshof Rosengarten Tatra Großzüge sind im Alltagsbetrieb Vergangenheit
Im Depot Rosengarten Umsteigen in den Nostalgiezug aus TW 6 und BW 506 "Reserve hat Ruh...". Eigentlich schade! abgestellt im Depot
Fahrt unter "falscher Flagge" in Halle: TW 6 der Kirnitzschtalbahn mit Gotha BW 506 TW 6 der Kirnitzschtalbahn im Depot Rosengarten in Halle Ostalgie pur: Die früher allgegenwärtige Zahlbox im BW 506


Die Weitsicht der Stadtväter sorgte dafür, dass 1891 in Halle (Saale) das erste elektrisch betriebene Straßenbahnnetz auf dem europäischen Kontinent eröffnet wurde. Bis heute gehört das Unternehmen zu den größten Straßenbahnbetrieben Deutschlands. Die Überlandlinie nach Merseburg und Bad Dürrenberg ist mit 32 km immer noch die längste Straßenbahnlinie in Deutschland.

Für eine Stadt von heute 235.000 Einwohner (vor der Wende waren es noch 300.000) sind die intakte Netzstruktur, der einheitliche, bestens gepflegte Wagenpark (knapp 70 Niederflurzüge) und die letztlich konsequent gebauten Streckenverlängerungen wirklich bemerkenswert.

Halle bekennt sich zu seiner Straßenbahn. Das Wort "Einstellung des Schienenverkehrs", das wir bei anderen Gesellschaften hin und wieder als Befürchtung hörten, ist in Halle/S. unbekannt.

Das Mittagessen im "Objekt 5" gegenüber dem 1899 gebauten Depot Seebener Straße drohte zum Chaos in der Zeitplanung zu werden, war aber zum Ausgleich außergewöhnlich schmackhaft und preiswert. Das Depot Seebener Straße ist seit 1996 das historische Straßenbahndepot der Halleschen Straßenbahn­freunde und beherbergt eine beachtliche Sammlung an Musumsfahrzeugen.

Kurz nach Verlassen des Museumsdepots Seebener Straße sahen wir rechts die imposante Burg Giebichenstein im Zustand des Wiederaufbaus nach der Zerstörung im 30jährigen Krieg. Während der nachmittäglichen Fahrt durch das riesige DDR - Neubaugebiet Halle­ Neustadt sagte uns unser Begleiter: "Dieser Stadtteil ist teilweise so häßlich, daß er schon wieder schön ist" und: "Der Einwohnerschwund ist seit einiger Zeit gestoppt, weil viele Alt-­Hallenser nach Halle zurückkehren, nicht zuletzt der guten Verkehrsinfrastruktur wegen."

Knapp zwei Stunden später erreichten wir wieder den Marktplatz, wo unsere Straßenbahnfahrt mit Zurücksetzen in ein Stumpfgleis und einer Gruppenaufnahme mit Fahrer unter reger Anteilnahme der Passanten ihren Abschluss fand. Zwei energische Pfiffe nach BO-Strab sorgten dafür, dass die drei Drehorgeln am Ende des Stumpfgleises völlig unbehelligt blieben.


Im Museumsdepot Seebener Straße Vom "Objekt 5" hat man einen tollen Blick auf das Depot Seebener Straße Ostalgie zum Zweiten: Der Dispatcherwagen
Alt und Neu an der Endhaltestelle Kröllwitz Alt und Neu an der Endhaltestelle Kröllwitz Kunst am Bau: Haltestelle Rennbahnkreuz in Halle Neustadt
Endstation Soltauer Straße Gruppenbild mit Fahrer auf dem Marktplatz .. und natürlich mit Damen! Der Regelbetrieb wird mit modernen Niederflurwagen durchgeführt am Hbf Halle


In der hellen Nachmittagssonne flanierten viele Menschen im Zentrum und genossen dort das schöne Wetter und Kaffee, Kuchen oder Eisbecher. Dem konnte man sich nur anschließen.

Um 18.09 brachte uns der IC 3032 erfüllt von einem in jeder Hinsicht gelungenem Tag zurück nach Hannover.

Ein herzlicher Dank an den Organisator dieser Clubreise, Herrn Wolfgang Schacht, und an die engagierten Vereinsfreunde von den Straßenbahnfreunden Halle, die uns mit vielen interessanten Informationen "fütterten".
Kurzweilig amüsant erläuterten sie uns manches Detail links und rechts der Strecke, gespickt mit humorvollen Anekdoten.

Beispiel gefällig? " ... Ein Schaffner machte sich nach dem Krieg den Spaß, die Haltestellen mit neuen sozialistischen Namen an erster Stelle und dann mit dem Namen aus alten Zeiten, soweit ungefährlich, auszurufen, bis ein Fahrgast beim Aussteigen dem Schaffner zurief: "Auf Wiedersehen, früher Heil Hitler!"

So wurde der Fahrt zu einem runden Erlebnis, das uns angenehm im Gedächtnis bleiben wird. Nochmals herzlichen Dank für die hervorragende Betreuung.

(nach dem Bericht von Dr. Jochen M. in "Freie Bahn" 3/2009; die Bilder stammen vom Webmaster)

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