Von Schafen unbehelligte Fahrt zur Würzburger Straßenbahn am 19. April 2008

und weil's so gut passt: Eine kleine Denksportaufgabe


Bei der Abfahrt in Hannover wurde bei bestem Wetter trügerische Hoffnung geweckt. Und dann der gefürchtete Wetterwechsel. Die Sonne verschwand und hinter Fulda begann es, wie vorausgesagt, zu regnen.

Leicht verspätete Ankunft in Würzburg, es regnete. Dann erste Eindrücke von der Würzburger Innenstadt. Die Straßenbahn fährt mitten durch die Fußgängerzone. Unser Ziel lag aber weiter im Süden in Sanderau, am dortigen Betriebshof. Er ist der älteste von zweien. Der andere liegt im Neubaugebiet Heuchelhof-Rottenbauer.

Herzliche Begrüßung durch den stellvertretenden Betriebsleiter der Würzburger Straßenbahn, Herr Z., der uns nun einen umfassenden Einblick in den Betrieb vermittelte. Wir erfuhren Einzelheiten über den Wagenpark, den Betrieb und die Betriebsüberwachung.


Betriebshof mit "Schuhkarton" In der Betriebssteuerzentrale Der "Schoppenexpress" (ex Darmstadt) im Betriebshof
Schoppenexpess am Hauptbahnhof In Heidingsfeld geht es eng zu Strecke heute ohne Linienverkehr In Heidingsfeld geht es eng zu Strecke heute ohne Linienverkehr
"Technischer Halt" in der Wendeschleife am Bahnhof Heidingsfeld Ost (KPP) Kleine Pinkelpause Der Regen drückt auf's Gemüt In Heidingsfeld geht es immer noch eng zu und es regnet immer noch Strecke heute ohne Linienverkehr


Beim „Schoppenexpress“ handelt es sich um den zweiachsigen Triebwagen 291 nebst Beiwagen 292. Mangels eigener historischer Fahrzeuge wurden diese Wagen aus Darmstadt übernommen. Innen gemütlich als kleine Weinstube eingerichtet, kann man es dort getrost einige Stündchen aushalten.

Uns wurde ein „Würzburger Kirchberg“ kredenzt. Ab Reuterstraße begaben wir uns auf die nicht mehr im planmäßigen Linienbetrieb befahrene Strecke durch Alt-Heidingsfeld zum Ostbahnhof. Eingleisig schlängelt sich die Strecke durch enge Straßen, ein Motiv, das sich viele trotz des unverändert starken Regens nicht entgehen ließen. „Technischer Halt“ am Ostbahnhof, auch eine KPP (Kleine Pinkel Pause) muss sein.

An dieser Stelle muss unbedingt unser rühriger Begleiter Herr H. genannt werden, im richtigen Leben Fahrmeister. Kurzweilig amüsant erläuterte er uns manches Detail links und rechts der Strecke, gespickt mit humorvollen Anekdoten. Mit ihm, wie auch mit der gesamten Mannschaft, wurde die Fahrt trotz des Regens zu einem runden Erlebnis, das uns angenehm im Gedächtnis bleiben wird.

Die Zeit zur freien Verfügung wurde genutzt, die Steilstrecke (bis zu 9,1 %) der Linie 5 nach Rottenbauer zu erkunden. Diese Strecke ist tabu für den Schoppenexpress!

Das Rückrat des Fahrzeugparks bilden heute 14 dreiteilige Gelenktriebwagen GT-E mit einem Niederflurmittelteil und 20 fünfteilige komplett niederflurige Gelenktriebwagen GT-N, die aufgrund ihrer kantigen Form respektlos „Schuhkartons“ genannt werden.
Diese Fahrzeuge haben Allachsantrieb, der auf der Steilstrecke unbedingt erforderlich ist.

Die achtachsigen Duewag-Wagen GT8, einst das Nonplusultra, sind zum größten Teil abgestellt oder nach Rumänien verkauft worden. Sechs Wagen stehen noch als Reserve und für den Berufsverkehr zur Verfügung.



Gelenktriebwagen GT-E in Rottenbauer ... und es regnet Der GT-N hat Heuchelhof verlassen und ist in das Gefälle eingefahren Zielschild schon gedreht? Von nun an geht's bergab: Noch liegt die Autobahn weit unten... Nähe Heuchelhof
Die Autobahn wird unterquert ... und es regnet ... und es regnet Vom Tal aus gesehen liegt die Autobahn ziemlich weit oben Die Talsohle ist erreicht
Dreiteiliger Gelenktriebwagen GT-E mit Niederflurmittelteil gute Stimmung im SparrenExpress Auch in Würzburg soll es schönes Wetter geben... GT-E in der Fußgängerzone Malerische Fotostelle in der Fußgängerzone Nähe Dom



Zur Rückfahrt hatte es aufgehört zu regnen. Kam für uns leider etwas zu spät.

Ein herzlicher Dank an den Organisator dieser Clubreise, Herrn Wolfgang Schacht, und an die engagierten Mitarbeiter von Wuerzburg, die uns mit vielen interessanten Informationen "fütterten".

Die Heimfahrt dauerte genauso lange, wie die Sonderfahrt mit dem „Schoppenexpress“, eine etwas längere Straßenbahnfahrt eben. Wir erreichten pünktlich Hannover Hbf.

Niemand konnte in diesem Moment ahnen, dass genau eine Woche später ein ICE auf „unserer“ Strecke Hannover - Würzburg verunglücken würde.


(nach dem Bericht von Jürgen B. in "Freie Bahn" 3/2008; Die Bilder stammen vom webmaster)

Und ein besseres Stichwort für eine kleine Denksportaufgabe kann man doch garnicht bekommen....

Aus aktuellem Anlass eine kleine Denksportaufgabe:

Welche Kopfform räumt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Hindernis im Gleis besser aus dem Weg?


Vergleich ICE und TGV

dieser Trichter oder...

...dieser Schienenräumer?

Ein kleiner Exkurs in die Physik:

Beim Aufstoßen auf ein Hindernis ist es unabdingbar, daß die durch den Aufprall wirkende Kraft nach unten wirkt und damit das Fahrzeug "ins Gleis gedrückt" wird, um ein Aufsteigen und damit ein Entgleisen zu verhindern.

Den Konstrukteuren alter Western-Lokomotiven waren diese physikalischen Gegebenheiten nur zu gut bewußt: Sie erfanden den "Cowcatcher" gegen Büffelherden. Etwas dezenter sah das Ding bei Straßenbahnen aus.
Auch bei US-Diesellokomotiven wird bis heute die Physik hochgehalten: der Schienenräumer zeigt nach vorne unten, was beim Aufprall auf ein Hindernis eine Kraftkomponente nach unten ergibt!

Hat schon jemand einen Schneepflug gesehen, dessen Räumschaufeln nach vorne oben gehen?

Beurteilen Sie die kleine nachfolgende Lokparade mal unter diesen Gesichtspunkten.

Bei den modernen Hochgeschwindigkeitszügen wurde die Physik wohl dem Design untergeordnet, wobei der erste TGV (TGV Sud-Est) noch am besten abschneidet. Unter Blinden ist halt der Einäugige König.

Mehr als fraglich ist die (Trichter-)Kopfform des ICE, an den Gesetzen der Physik gemessen. Diese Form ist bestens dazu geeignet, ein Hindernis im Gleis unter das Fahrzeug zu schaufeln, was eine Kraftkomponente nach oben ergibt und damit zum "Abheben" des Triebkopfs führt.

Was passiert eigentlich, wenn bei knackig kalter Ostwindlage mit strammem Wind der ICE in eine Schneewehe innerhalb der Lärmschutzwände fährt? Baut er sich seine eigene Abschussrampe? Vergleicht man die Kopfform des ICE mit der eines Schneepflugs, wird er das ja wohl tun...

Fazit: Nicht immer auf den Schafen herumhacken...




Cowcatcher an alter Western Lok Bild 1 Cowcatcher an Tram Bild 2 Die berühmten Santa Fe Loks Bild 3
auf der Innotrans 2006 Bild 7 auf der Innotrans 2006 Bild 8 auf der Innotrans 2006 Bild 9
Regiosprinter Bild 10 Privatbahntriebwagen in Lolland (Dänemark) Bild 11 Lok der Furka Oberalp Bahn Bild 12
ICE 3 für Spanien Bild 4 Erste Generation TGV (Sud-Est) Bild 5 Thalys in Köln Bild 6


Der Webmaster, von dem auch die Bilder (und die kritischen Bemerkungen) stammen

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